A message from Michael Steiner

Image courtesy of Michael Steiner
Image by Michael Steiner

Manchmal kommt der Sturm des Lebens unerwartet. Ende Oktober kam ich auf die Philippinen, die Heimat meiner Frau, um an zwei Drehbüchern zu arbeiten. Kaum zwei Wochen dort, machte mich ein Freund auf einen sich anbahnenden Taifun aufmerksam, der auf die besten Voraussetzungen traf, um sich zu einem Supertaifun zu entwickeln. Gebannt verfolgten wir die Entstehung dieses Monsters, hofften, dass sich noch eine Störung über dem pazifischen Ozean aufbauen würde, hofften, dass das Wasser doch nicht so warm sein würde. Spätestens am 6ten November war klar, dass unsere Hoffnungen sich nicht erfüllen würden und wir mit dem Schlimmsten rechnen mussten. Doch was ist das Schlimmste, wenn man nicht weiss, was 350 km/h Wind anrichten und es keine Erfahrungswerte für die Sturmflut bei diesen Geschwindigkeiten gibt? Und wie vermittelt man die drohende Gefahr einer Bevölkerung, die jedes Jahr 20-30 Taifune durchmacht und wenig Vertrauen in den Staat hat? Viele der ärmeren Bevölkerungsschicht glaubten, die Autoritäten würden sie anlügen mit den Warnungen und ihnen nach einer geglückten Evakuierung ihr Land und Hab und Gut wegnehmen. Viele dieser Viertel befinden sich direkt am Meer.

Am 8ten November traf Hayian in Tacloban auf Land und die Wucht des stärksten Sturmes aller Zeiten zerfetzte die Stadt. Nach 3 Stunden Wind und Regen lag die Stadt in Trümmern, doch das Schlimmste stand noch bevor. Eine Flutwelle von bis zu 8 Metern Höhe ergoss sich über Tacloban und löschte ganze Viertel aus. Diese Sturmflut hatte die Wucht eines Tsunamis und viele Menschen hatten keine Chance, sich auf höhere Gebäude zu begeben in der kurzen Zeit und auch wenn, brachte die Wassermasse selbst solide gebaute Gebäude zum Einsturz. Viele der Überlebenden hatten nicht mal mehr ihre Kleider am Körper, so stark war die Strömung, dass das Desaster die Menschen mit nichts als ihrer Haut zurück liess. Der Wind verteilte schon vor der Flut den Hausrat einer Stadt mit 250’000 Einwohnern in alle Himmelsrichtungen und das Wasser schob die Trümmer zusammen und zermalmte alles, was noch irgendeine Form hatte. Die Schule meiner Schwiegereltern hatte Glück im Unglück. Sie steht etwas erhöht und vor dem Campus stehen Mangroven und Bäume im Ufersumpf, was die Flutwelle entscheidend dämpfte. So ergoss sich das Wasser bis kurz unterhalb der Schule und ertrank alle Tiere der Schule, doch die Gebäude blieben vom Meerwasser verschont. Dennoch lag der Campus in Trümmern. Der Wind liess Fenster bersten und die Gerätschaften in den Schulräumen durch die Luft wirbeln. Die meisten Computer, alle Bücher und Schulmaterialien waren zerstört und leider hielten die Nebengebäude der Schule dem Wind nicht stand. Auch das Dach des Hauptgebäudes wurde samt Armierungseisen aus dem Gebäude gerissen und flog Hunderte von Metern weit weg. Meine Schwiegereltern überlebten den Sturm unverletzt im 2ten Stock des Hauptgebäudes. Sie berichteten mir, dass Türen und Kühlanlagen wie Torpedos durch die langen Schulkorridore schossen und an den Wänden zerschellten. Der Lärm des Sturmes was unvorstellbar und nach dem Heulen des Windes hörten sie die Schreie der Menschen, denen das Wasser aus dem Meer nachjagte.

Der Campus war voll mit Schutt, es brauchte 3 Tage, um sich aus dem Schutt frei zu schaufeln. Überall lagen tote Menschen und Leichengeruch erfüllte die Stadt. Tacloban erlebte die Apokalypse und als ich einige Tage danach eintraf, war ich sprachlos ob der Gewalt dieses Sturms. Grosse Bäume lagen entwurzelt da, Laster steckten mit der Motorhaube im Boden und überall lag zerstückelter Hausrat meterhoch in der ganzen Stadt. Wir wussten nicht, wo und wie anfangen, das einzige, was wir wussten, war, dass der Staat nicht funktionieren würde und wir sofort Geld sammeln mussten, um die Schule zu retten. Lehrer, Eltern und Schüler hatten sich zur Schule durchgeschlagen und wir begannen, eine Versorgungsroute über Land einzurichten, um die Menschen, die sich bei der Schule meldeten, mit Nahrung versorgen zu können. Es dauerte zwei Monate, bis wir wussten, wer von den Schülern noch am Leben war und wie es dem Lehrpersonal ging. Nur die Hälfte der Schüler kamen im Januar zurück in die Schule, viele Eltern können sich die Bildung ihrer Kinder nicht mehr leisten oder haben Tacloban verlassen. Meine Frau errichtete im Campus in den ersten Wochen nach der Katastrophe einen Daycare, um die Kinder in der Nachbarschaft für einige Stunden dem täglichen Horror entziehen zu können. Der Kindergarten wurde von den Winden so zerfetzt, dass nur die Grundmauern übrig blieben. Dank fabulous friends können wir den Kindergarten in den nächsten Monaten nun wieder aufbauen und den kleinsten Überlebenden wieder Räume bieten, die dem Wort Kindergarten gerecht werden. Dafür bedanken wir uns herzlichst!

Michael & Minerva Steiner, JE Mondejar Foundation College.

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